Japan 1996

Tagebuch einer Japanreise 1996


15.10.1996

Auf Einladung von Sensei Gordon Breyette (5. DAN) und seinem Sensei Takamiyagi (8. DAN) flog ich nach Okinawa, Japan.

Nachdem ich mich von meiner Familie verabschiedet hatte, bringt mich mein Bruder Thomas nach Frankfurt. Um 19.40 Uhr flog ich vom Flughafen in Frankfurt in einer ANA (All Nippon Airways) Maschine ab Richtung Tokyo.

16.10.1996

Ankunft in Tokyo International Narita Airport um 14.10 Ortszeit. Vom Flgh Narita musste ich mit dem Bus zum nationalen Flughafen nach Haneda fahren. Der Transfer war sehr gut geregelt. Überhaupt ist der Flughafen sehr übersichtlich angelegt und vor allem äußert sauber. Die Busfahrt dauert von 15.30 Uhr bis 17.00 Uhr. Um 19.00 Uhr geht dann meine Maschine von Tokyo/Haneda nach Naha/Okinawa, wo ich um 21.30 Uhr ankam.

Hier wurde ich von Tom Maness und dem Ehepaar Cooper (Cpt. Army) abgeholt. Die erste Nacht verbrachte ich im Gästezimmer der Cooper´s. Obwohl sie mich überhaupt nicht kannten, sind sie ganz locker, als erstes erzählten wir uns gegenseitig ein wenig voneinander und dann bekam ich das ganze Haus gezeigt. Man zeigte mir wie der Fernseher angeht, das Radio, der Video Recorder und wo etwas zu Essen und zu Trinken ist. Auch konnte ich von Ihnen aus meine Frau anrufen, um ihr mitzuteilen, daß ich gut angekommen war. Die Cooper´s haben eine nette Katze, mit der ich sofort Freunschaft schloß. Nachdem die Cooper´s ins Bett gegangen waren, sah ich noch ein wenig Fernseh und nahm mir ein paar Müsliriegel aus dem Schrank. Danach ging ich in mein Zimmer und legte mich schlafen. Meine Freundin die Katze, stattete mir in der Nacht mehrere Besuche ab.

17.10.1996

Ich stand um 5.30 Uhr auf um zu duschen, denn Gordy will mich um 6.00 Uhr abholen. Er war pünktlich da. Zum ersten mal sah und hörte ich den Mann, mit dem ich seit einem Jahr nur per Email Kontakt hatte, ein komisches Gefühl. Gordy entsprach jedoch dem Bild, welches ich mir so von ihm gemacht hatte. Wir kamen uns wohl durch die Tiefe des „Briefkontaktes“ näher, als man zunächst zu glauben vermochte. Er ist ein lockerer, fröhlicher Mann, der voll von Karate ist. Er begrüßte mich überschwenglich und war genau wie ich sichtlich erfreut, mich endlich persönlich kennenzulernen.

Wir fuhren in seinem sogenannten „Karatemobil“ (ein altes Auto, dass innen vollgestopft ist mit Trainingsmaterial und Karate-Lektüre) auf die eigentliche Base und genehmigten uns ein ausgiebiges amerikanisches Frühstück.

Es herrschte ein sehr mildes Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit, was an der geographischen Lage Okinawas liegt. Der Himmel war strahlend blau und die Atmosphäre ist friedlich und sehr idyllisch.

Es gab natürlich viel zu erzählen. Ich muss zugeben, dass ich anfangs noch Probleme hatte mit dem amerikanischen Slang und nicht alles gleich verstand. Dieses Problem nahm aber von Tag zu Tag ab.

Nach dem Frühstück brachte Gordy mich zu meiner Unterkunft. Da Tom Maness, bei dem ich eigentlich wohne sollte, seine Familie zu Besuch hatte, wurde ich im Kadena Haedquarter Dojo direkt untergebracht. Das Dojo verfügt im Obergeschoß über zwei Zimmer und eine voll ausgestattete Küche. Ich hatte 2 Stunden Zeit, mich einzurichten und umzusehen.

Auf dem Weg zum Dojo sahen wir noch Sensei Sakumoto, den ich von einem Lehrgang in Bottrop kannte. Ich wusste bis dato gar nicht, daß dieser hier auf Okinawa lebte. Wie ich jedoch später feststellte, war Okinawa voll von Meistern der verschiedensten Karate-Stile.

Gordy holte mich pünktlich ab und wir fuhren zu Base, wo wir Tom Maness trafen. Danach gingen wir in ein kleines Geschäft und schauten uns Souvenirs an, anschließend verließen wir die Base und gingen nach Okinawa Downtown, dem Einkaufszentrum von Okinawa City. Hier stöberten wir in dem Budo Geschäft Okinawas schlechthin. Beeindruckend, was es hier alles zu sehen gibt. Am meisten beeindruckt war ich von 4 echten Katana (Samurai-Schwertern), die uns der Besitzer zeigte.

Nach dem Bummel aßen wir in einem kleinen jap. Restaurant. Gordy ließ es sich nicht nehmen, mich einzuladen. Selbstverständlich habe ich während meines gesamten Aufenthaltes in Japan mit Stäbchen gegessen, und muss sagen, gegen Ende ging es ganz gut.

Dann endlich das erste Training an dem ich teilnahm. Um 16.00 Uhr auf der Base. An dieser Stelle muß ich zum Verständnis anmerken, dass Gordy täglich 3 Trainingseinheiten auf der Base erteilt. Dies folgt aus dem Zustand, dass die Soldaten zu den unterschiedlichsten Zeiten Dienst haben, und somit zu jeder Zeit ein Training angeboten werden muss. Daraus resultiert jedoch auch wiederum, dass die einzelnen Gruppen oft sehr klein sind. Hier z.B. war lediglich ein Schüler, ein Anfänger (Weißgurt).

In diesem Training sammelte ich meine ersten Erfahrungen im Okinawa Shohei Ryu Karate Do. Ich möchte dieses Tagebuch jedoch nicht verwenden, um die Stilrichtung mit all ihren Techniken und Kata zu beschreiben. Nein, hierfür gibt es bereits entsprechende Literatur. Dies hier soll lediglich meine persönlichen Erfahrungen und Gefühle während dieser Reise widerspiegeln.

Nach kurzer Aufwärmphase beginnt das eigentliche Training mit Körperübungen zur Stärkung der Muskulatur. Danach Grundtechniken und dann die Kata Sanchin (diese ist die Grundkata des Stils zu der ich später noch etwas mehr sagen werde).

Im Anschluss hieran fuhren wir direkt zum nächsten Training auf die Kadena Air Base. Hier befand sich eine Gruppe von 18 Karatekas im Übungsraum. Gordy stellte mich vor und die Gruppe, die mich bisher auch nur von den Erzählungen von Gordy kannte, nahm mich sehr herzlich auf. Der Schwarzgurt Ben Rush (3. DAN / welchen er erst letzte Nacht erlangte) nahm sich meiner Person an und wir trainierten die Körperübungen und die Kata Sanchin. Alle Personen waren äußerst nett und interessiert an mir. Gerade die Kids schauten mich fragend an, trauten sich aber nicht so recht, auf mich ein zu plappern.

Die Freude und der Respekt der Menschen ist enorm. Auch konnte ich immer wieder feststellen, wie sehr sie Gordy respektieren und achten. Sie können sich glücklich schätzen, einen solchen Sensei zu haben.

Im Anschluß an dieses Training nahm Cherryl Ralph (Shodan) mich mit zum Training beim Kobudo Dojo von Sensei Isumi. Wir fuhren durch die verwinkelten Gäßchen von Okinawa City und kamen schließlich an ein altes Haus. Nach ein paar Treppenstufen standen wir vor einer Art Schuppen aus Holz. Ich fragte mich noch wo wir hier sind, als Cherryl die uralte Holztür aufschob und ich einen Blick ins innere werfen konnte. Ich traute kaum meinen Augen. Hier war es also, ein echtes, altes einfaches Dojo eines Sensei, der mit seiner Hand voll Schülern gemeinsam den Do beschritten hat. Der Boden aus Holzdielen mit ca. ½ cm Abstand und somit Blickmöglichkeit zum darunterliegenden Gesteinboden. An den Wänden Waffen und Schrifttafeln, sowie Bilder von Meistern und Schülern. Und inmitten dessen Sensei Isumi und drei Schüler (alle Schwarzgurte).

Auch hier wurde ich herzlich begrüßt und durfte ein wenig von mir erzählen. Danach werde ich sofort ins Training integriert. An diesem Abend lernte ich eine alte okinawische Bo-Kata. Es ist toll!!! Natürlich sah ich auch Sensei Isumi und seinen Schülern zu wie sie mit den Sai, dem Bo, Tonfa und anderen Waffen trainierten. Es ist sehr beeindruckend. Am Schluss machten wir noch ein Gruppenfoto und verabschiedeten uns. Sensei Isumi bat mich wiederzukommen. Und Cherryl erzählte mir später, das Sensei Isumi sich sehr über mich gefreut habe und mit mir als Schüler sehr zufrieden war, ich wäre jederzeit bei ihm willkommen.

Ein größeres Lob konnte ich mir nicht wünschen.

Cherryl fuhr mich danach zu meinem Quartier, wo ich gegen Mitternacht eintraf. Erschöpft, aber glücklich und um viel Wissen reicher ging ich zu Bett.

18.10.1996

Um 9.00 Uhr holte Ben mich ab. Ich frühstückte bei ihm und seiner Familie. Anschließend habe ich ein paar Lebensmittel eingekauft. Ben und seine Frau Sonja hatten mich zum Abendessen eingeladen. Nach dem Einkaufen machte ich eine kleine Inseltour zu Fuß in der Nähe des Dojo. Zum Strand sind es vielleicht gerade mal 300 Meter. Ich lief am Strand entlang bis zum Sunset Beach Garden. Einer Strand Anlage mit Bar usw. . Von dort aus lief ich die Straße zurück und schaute mir die vielfältigen Geschäfte und Häuser an. Hier gibt es die unterschiedlichsten Baustile direkt nebeneinander. Alles wirkt bunt und vielseitig. Es gefiel mir. Vor allem aber ist es recht sauber, darin sind die Japaner echt klasse.

Zu Hause angekommen machte ich mir eine Kleinigkeit zu essen und ruhte mich ein wenig aus. Um 15.30 Uhr holte Ben mich ab und wir fuhren zu ihm nach Hause. Bei ihm angekommen, trainierten wir zusammen. Er zeigt mir das Yakusu Kumite. Ich führe ihm die Kata Unsu vor. Es folgte ein reger Austausch von Techniken und Erfahrungen, der sich bis zum Grillen und Essen hinzog.

Nach dem Essen fuhren wir gemeinsam zum Kadena Dojo von Takamiyagi Sensei. Auf dem Weg dorthin kaufte Ben mir noch einen weißen Gürtel, weil ich diesen bei Sensei Takamiyagi im Dojo tragen werde. Dies deshalb, weil ich im Shohei Ryu kein DAN Träger bin, sondern Anfänger.

Auch hier wurde ich freundlich begrüßt und im Training aufgenommen. Das Angrüßen in den japanischen Dojos macht jeder selbständig, nachdem er die Schuhe vor dem Dojo ausgezogen hat und dieses dann betritt.

Wir trainierten Kihon, dann die Kata Sanchin. Anschließend hatte ich meinen ersten Sanchin Check. Ein kräftiger DAN Träger checkte mich. Puh ... das war ganz schön hart, aber es zeigt einem Spannungsfehler und trainiert die Konzentrationsfähigkeit. Anschließend folgten noch ein paar Körperübungen und Kumite Übungen. Abgeschlossen wurde mit einem Jyu Ippon Kumite.

Das Abgrüßen nach dem Training wird gemeinsam durchgeführt. Dann wird das Dojo gereinigt. Selbstverständlich half ich dabei, da dies immer die niedrigsten Graduierungen machen. Das Bewundernswerte ist, dass sie es gerne machen, man streitet fast um einen Lappen, um zu putzen.

Auch hier durfte ich Fotos machen. Anschließend fuhr ich nach Hause, kaputt aber happy...

Dort angekommen, übte ich noch zweimal die Bo Kata und telefonierte dann mit Gordy - dann nur noch duschen und ab ins Bett.

19.10.1996

Gordy holte mich um 9.45 Uhr ab und wir frühstückten auf der Base. Anschließend das erste Training. Mein Sanchin Check wurde gefilmt und während des Training machte ich ein wenig Randori mit dem Schwarzgurt Scott Mengas.

Im 2. Training an diesem Tag lernte ich die Kata Kanshiwa und bekam die Kata Seisan gezeigt.

Nach dem Training holte Scott mich ab und brachte mich zum Dojo. Dort übte gerade eine traditionelle japanische Tanzgruppe. Obwohl sie schon fertig waren und beim Tee saßen, führten sie, nachdem ihnen Scott sagte, wer ich bin und dass ich nächste Woche nicht mehr da wäre, noch mal ihren Tanz auf, so dass ich diesen Filmen konnte. Das fand ich irre nett. Nach der Dusche nahm Scott mich mit. Abends wollten wir in ein Sushi Restaurant gehen. Ich war sehr gespannt.

Wir fuhren nach Naha und Scott brachte mich zu seinem Stamm Sushi Restaurant. Ich kann nur sagen, s u p e r !!!! Sushi schmeckt einfach Spitze. Ach hier war die Freude mich kennenzulernen so groß, dass der Koch uns immer wieder nachlegte. Kurz bevor wir platzten winkten wir ab. Scott spricht ein wenig japanisch und so kamen wir gut ins Gespräch. Normalerweise ist Sushi ein teures Gericht aber der Koch wollte lediglich 15 DM von uns inklusive der Getränke. Er meinte, dies sei ein Spezialpreis für so einen außergewöhnlichen Gast. Und wieder war ich von der Freundlichkeit dieser Menschen überrascht. Scott ließ es nicht zu, dass ich mein Essen bezahlte, er bestand darauf, mich einzuladen. Das ging mir dauernd so!!!

Danach gingen wir ein paar Meter weiter in eine Bar, die Scott ebenfalls gut kennt, und deren Besitzerin seiner Meinung nach die schönste Frau auf Okinawa ist. Der Name der Bar war Darjeelang. Und die Inhaber heißen Herr Matayoshi und Frau Kayuma. Ich trank okinawische Sake auf Eis. Nach einigen dieser Drinks, bot mir Matayoshi einen Awabori an. Dieser Trunk halte die Okinawer am Leben, behauptete er, sie leben länger als alle anderen Japaner. Das Zeug riecht und schmeckt fürchterlich aber wenn’s hilft !?!?!?! ... Jedenfalls ist es ein Schnaps, der in einer großen Flasche abgefüllt wurde und in der alles möglich an Meeresgetier und Pflanzen schwimmt. Es sah nicht sonderlich appetitlich aus, aber was soll´s.

Die Stimmung war sehr locker und freundlich. Kayuma machte uns noch Sushi Häppchen als kleinen Imbiß, bevor wir gingen.

Um 23. 40 Uhr kam ich wieder im Dojo an. Während ich meine Frau anrief massiere ich meinen Fuß, an dem ich eine ziemlich Prellung vom Randori abbekommen hatte. Scott blockte einen Mawashi geri von mir, von oben mit otoshi Empi. Nicht gerade angenehm. Er hat mich aber nicht absichtlich verletzt, und es tat ihm auch ziemlich leid.

Da am nächsten Morgen jedoch früh im Dojo ein Kampftraining stattfand, wollte ich fit sein, deshalb nutzte ich das mir von Gordy geschenkte Tiger Balm.

20.10.1996

Um 8.20 Uhr stand ich auf. Kurz nach dem Frühstück kam Shino ins Dojo ( ein sehr talentierter Braungurt / ca. 16 oder 17 Jahre alt. Er legte Getränke in den Kühlschrank die dann beim Kumite Training den Übenden zur Verfügung standen.

Um 10.00 Uhr begann das Training unter Leitung von Sensei Higa. Higa war einer der erfolgreichsten Kämpfer Okinawas in den letzten Jahren.

Einer der Amerikaner hatte keine Jacke dabei, weil diese noch in der Wäsche war. Higa Sensei gab ihm die seine und bot sogar seinen Gürtel an. Auch hier zeigte sich wieder diese für uns kaum nachvollziehbare menschliche Größe dieser Leute. Der Amerikaner ist weder ein näherer Bekannter von Sensei Higa noch ein DAN Träger, aber dennoch bot ihm Higa Sensei seine Jacke und seinen Gürtel. Hier wird deutlich, dass der Gürtel selbst nichts weiter ist als das Teil, was den Gi zusammenhalten soll, und anderen grundsätzlich aufzeigen will, wie weit der Schüler schon gegangen ist. Higa Sensei weiß das und kann daher, ohne von seiner Autorität oder seinem Respekt Einbußen hinnehmen zu müssen, diese Dinge abgeben. Niemand würde ihn deswegen anders sehen.

Das Kampftraining bestand aus Kombinationstraining ohne Partner und mit Higa Sensei als Partner, welcher einen Körperschutz trug, damit die Techniken auch tatsächlich ins Ziel gebracht werden konnten.

Was Higa Sensei immer wieder vermittelte war, dass die Bewegung aus der Ruhe und völligen Entspanntheit heraus kommen müssen, um wirklich schnell und stark zu sein. Ein Randori findet nicht statt. Es war überwältigend, Higa Sensei bei der Ausführung von Techniken zuzusehen. Er startete wirklich aus einer absoluten Ruhe heraus und war dabei so schnell, daß man Probleme hatte mit den Augen zu folgen. Auch die Schlagkraft die freigesetzt wurde, war erschreckend. Bei seinen Demonstrationen musste Shino den Körperschutz anziehen, damit Higa uns zeigen konnte was er meint. Shino begann zu schwitzen, als er nur den Schutz anlegen musste. Man konnte im förmlich ansehen, dass er wusste, was nun auf ihn zukam.

Und wirklich, ich glaube keiner von den anderen wollte so recht mit ihm tauschen, obwohl ich zugebe, dass ich sehr gerne die Erfahrung der Trefferenergie gemacht hätte. Allein der optische Eindruck war zerstörerisch. Higa Sensei demonstrierte eine Shomen Geri (wie Mae Geri, jedoch getroffen wird mit den Zehen) und Shino hatte trotz Schutz größte Mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Er machte beim Treffer bestimmt 4 bis 5 Schritte rückwärts und seinem Gesicht war der Schmerz deutlich zu entnehmen.

Alles in allem war es ein sehr anstrengendes aber auch sehr gutes Training, das mich um die deutliche Erkenntnis der Kraft aus der Ruhe heraus bereicherte.

Nach dem Training fuhr ich mit Scott und Jeff (ein amerikanischer Schwarzgurt/ sehr schnell) zur Base und wir aßen in einer Art Mc Donald Restaurant so typisch amerikanisch.

Nachdem ich wieder im Dojo angekommen war legte ich mich ein wenig hin. Mittlerweile war mein Körper übersät mit unzähligen Prellungen, die schlimmste war die am rechten Fuß, von Scotts Block mit dem Ellenbogen. Ich fühlte jeden Muskel in meinem Körper. Lange konnte ich jedoch nicht ausruhen, denn plötzlich war das Dojo voller Japaner. Es fanden Kinder-Prüfungen statt. Um nicht zu stören, ging ich ein wenig raus und bummelte durch die Geschäfte.

Als bei meiner Rückkehr immer noch Prüfungen stattfanden fragte ich ob ich zusehen und Fotos machen darf. Man erlaubte es und so erhielt ich Einblick in die Form einer Prüfung. Neben der Grundschule und der Kata sowie dem Yakuzen Kumite haben die Schüler auch einen Kampf auszuführen, hierzu werden Körperschütze angelegt.

Gegen 17.00 Uhr holte mich Hank ab, er arbeitet auf der Base beim American Base TV. Er hatte mich zum Dinner eingeladen.

Bei Hank Heusinkveld und seiner Frau Peggy angekommen machte ich Bekanntschaft mit ihrem Hund und einem Hausgecko, der an der Wand rumlief und den Hund verrückt machte. Hank´s Großvater kommt aus den Niederlanden, daher auch der Name. Er und seine Frau lebten 5 Jahre in Deutschland. Wir redeten hauptsächlich über Deutschland und Hanks Aufenthalt dort. Hank bat mich, ihm aus Deutschland Rittersport Schokolade Traubennuß-Rum und ein Rezept für deutsches Brot zu schicken, daß wie er sagt super schmeckt.

Nach einem riesigen Steak rief ich Scott und Ben an um sie zu fragen, ob wir morgen eine kleine Inseltour machen können. Ben sagte, es müsse klappen, er wolle mich um 13.00 Uhr abholen.

Als ich zurück im Dojo war fand gerade ein Training für Kampfrichter statt. Alle großen Meister des Shohei Ryu waren anwesend. Ich stellte mich vor und erklärte meine Anwesenheit. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, so viele große Meister des Shohei Ryu kennenzulernen. Und wieder war ich von der Aufgeschlossenheit und Höflichkeit der Leute begeistert. Man erlaubte mir zuzusehen, und Fotos zu machen. Unter anderem war auch Takamiyagi Sensei da.

Anschließend hatte ich die Ehre, mich noch in das Gästebuch des Dojo eintragen zu dürfen. Nachdem alle weg waren, ging auch ich zu Bett.

21.10.1996

Nachdem ich um 8.40 Uhr aufgestanden war und gefrühstückt hatte kaufte ich ein paar Kleinigkeiten im Kaufhaus Humby town ein. Da ich einer der ersten Gäste war bekam ich das morgendliche Begrüßungszermoniell mit. An der Eingangstür standen mindestens 8 bis 10 Verkäuferinnen und Verkäufer und begrüßten mich mit „ohayo gozaimasu“ (erster Gruß des Tages / Guten morgen). Anschließend fuhr ich mit Bens Fahrrad zum Sunset Beach. Da es an diesem Tag regnete war ich der einzige, der sich am Strand aufhielt. Weiter oben stand ein Polizist. Als er mich in Badeshose und T-Shirt sah, war ihm die Verwunderung deutlich anzusehen. Er dachte bestimmt, schon wieder mal einer von diesen verrückten Amerikanern, denn Deutsche findet man hier eigentlich nicht. Aber egal ich mußte doch zumindest einmal ins Meer, wenn ich schon hier war. Also los!!! Das Wasser war angenehm, aber der Rest nicht so (Regen und Wind) also blieb es bei einem Pflichtbesuch im Wasser, welchen ich bei meinem ersten Besuch hier ja nicht geschafft hatte.

Nach dem erfrischenden Bad fuhr ich zurück, um zu duschen und zu essen bevor Ben kam. Ich aß gerade als Ben klingelte. Doch leider Pech gehabt. Ben musste dann doch kurzfristig arbeiten. Darüber hinaus war auch der Regen heftiger geworden, so dass eine Rundfahrt sowieso nicht so toll geworden wäre. Naja!

Nach dem Essen machte ich mich, da ich auf keinen Fall die ganze Zeit hier bleiben wollte, trotz Regen auf den Weg nach draußen, allerdings zu Fuß. Ich hatte mir vorgenommen, mit dem Bus zur Nordseite oder nach Down Town zum schopping zu fahren. Da jedoch alle Schilder in Hiragana geschrieben waren, versuchte ich, mich mit englisch durchzufragen. Wieder Pech nach über einer Stunde, in der ich sicherlich so ungefähr 20 Personen angesprochen hatte, und mittlerweile patschnass war, gab ich es auf und ging zurück ins Dojo.

Ich beschloss, die Zeit zu nutzen um an den neu erlernten Kata Sanchin und Kanshiwa sowie der Bo Kata zu arbeiten. Im Dojo gab es einen Bo, so dass all dies möglich war. Gesagt getan, nach einer kurzen Trockenzeit und Ruhephase legte ich los, ich trainierte ungefähr 2 Stunden lang.

Anschließend packte ich meine Sachen, da Rob mich abholen wollte, um abends noch mal ins Chatan Dojo zu Sensei Takamiyagi zu fahren. Vorher machte ich mir jedoch noch etwas zu essen.

Rob kam gegen 19.40 Uhr. Ich hatte schon befürchtet, auch er könnte nicht. Gott sei Dank, er war da.

Diesmal war auch Takamiyagi Sensei persönlich anwesend. Auch Sensei Machida mit seiner Frau war da. Sie kamen gerade von einem Aufenthalt in Deutschland zurück, und waren sehr begeistert, mich kennenzulernen.

Das Training beinhaltete Kihon, Kata Sanchin und Sanchin Check sowie Yakusen Kumite. Auch mussten wir das Embusen (Schrittdiagramm) der Kata Sanchin mit einem großen Tongefäß in jeder Hand ablaufen, wobei die Arme seitlich von Körper wegzuhalten waren. Diese Übung soll die Arm- und vor allem die Fingermuskeln stärken, um einen besseren Griff zu bekommen. Dieser Griff wird im Kumite oft verwendet, um den Angreifer zu blockieren.

Nach dem Training erzählte Sensei Machida von seinem Besuch in Deutschland. Ich konnte auch noch ein paar schöne Bilder machen, einschließlich eines Gruppenfotos. Dann wurde das Dojo traditionell gereinigt. Auch hieran beteiligte ich mich wieder.

Anschließend lud mich Takamiyagi Sensei noch in das Lokal seiner Familie ein um noch gemütlich ein paar Bier zu trinken. Takamiyagi ließ es sich nicht nehmen mir auch eine japanische Spezialität servieren zu lassen. Eine Suppe mit Ei und Meeresfrüchten. Kyoto, eine 24-jährige Schülerin Takamiyagi´s und Englischlehrerin, (ich hätte sie nicht über 19 geschätzt) zeigte mir, wie man auch hier mit den Stäbchen zurechtkam. Die Einlagen wurden rausgefischt und mit den Stäbchen verzehrt und die Brühe geschlürft oder gelöffelt. Der Abend war sehr schön und ich hatte viel Gelegenheit mich mit den Sensei´s und Kyoto zu unterhalten. Auch wieder die Frage „warum ich Karate mache?“ und nicht wie lange und welchen Gurt ich in Deutschland besitze. Es ist schon irre, wie die Mentalitäten der Völker auseinandergehen. Hier wird mehr nach dem Inneren einer Person geurteilt als nach dem wie er aussieht oder was er trägt.

Takamiyagi Sensei zahlte für alle, als wir gingen. Da Rob nicht mitgekommen war fuhr mich Bob, ein anderer Amerikaner zurück ins Dojo. Bis ich zurück war, war es 23.50 Uhr. Also duschen und ab ins Bett.

22.10.1996

Nach dem Duschen rief Gordy mich an. Er holte mich ab und brachte mich nach Down Town zum Shopping, so hatt ich doch noch Gelegenheit, in Ruhe einzukaufen.

Ich frühstückte in Ruhe und packte meine Sachen für unterwegs zusammen.

Gordy holte mich um 11.20 Uhr ab. Auf der Fahrt nach Down Town unterhielten wir uns über die Unterschiede unserer Stilrichtungen. Beim Shohei Ryu wird der starke chinesische Einfluß in den vielen runden Bewegungen sehr deutlich, auch die vielen Techniken mit der offenen Hand zeigen dies.

Über das Gespräch verging die Zeit sehr schnell und wir waren alsbald in Down Town angekommen. Gordy ließ mich raus und wir vereinbarten, daß er mich um 15.00 Uhr wieder hier abholen werde.

Ich „shoppte“ los, und kaufte T-shirts für die Kinder und für mich. Für Nico kaufte ich noch einen kleinen Kimono. Meiner Frau einen echten Kimono. Die Verkäuferin zog ihn auf meine Bitte hin an, damit ich sehen konnte, wie er aussieht und vor allem, wie er angezogen wird.

Im martial arts shop kaufte ich zum Schluß noch ein echtes Holztrainingsschwert und das dazu passende Holzmesser.

Gordy holte mich um 15.20 Uhr ab und wir fuhren zur 1. Klasse. Dort waren wir zu viert. Ich übte Sanchin, Kanchiwa mit Bunkai und Yakusen Kumite.

Danach setzte Gordy mich beim USO (Geschäft und Restaurant auf der Base) ab. Hier konnte ich noch Essen und mir für den Rückflug noch eine weitere Tasche kaufen, da ich nicht mehr alles in die 2 Taschen, die ich hatte, unterbekommen hätte.

Dann kam Gordy und wir fuhren zu meinem letzten Training. Es war schon ein komisches Gefühl, natürlich freute ich mich riesig auf zu Hause, meine Frau und die Kinder und auch unseren Hund, aber auf der anderen Seite hätte ich gerne noch mehr Zeit hier verbracht, um zu lernen. Aber ich fühlte auch die Anstrengungen der letzten Woche sehr stark. Überall Prellungen und Muskelkater.

Beim Training waren über 20 Personen. Viele meiner neuen Freunde waren da, um sich von mir zu verabschieden.

Zum Schluss des Trainings dann die Überraschung. Ich wurde von Gordy Sensei, Tom Manges (Sandan) und Ben Rush (Sandan) geprüft und erhalte den violetten Gürtel im Shohei Ryu Karate. Ein tolles Gefühl. Ich durfte sogar jemanden beauftragen, meine Prüfung zu filmen, so daß ich ein unvergessliches Video der technischen Essenz meines Aufenthaltes habe. Das geistige Wachstum, das ich dieser Reise verdanke, vermag ich auch jetzt noch nicht in vollem Umfang abzuschätzen, aber ich denke, es ist größer als ich auch nur zu ahnen vermag.

Zum Schluss führte ich als Zeichen meiner Dankbarkeit die Kata Unsu vor. Sie gefiel allen, was sie mich auch mit viel Applaus spüren ließen. Da ist es wieder, diese Aufgeschlossenheit und Offenheit ohne Neid, die mich hier so faszinierte und, wie man sieht, auch auf die Amerikaner übergegriffen hat.

Dann hatte ich noch Gelegenheit Cherryl Ralph bei der Bo Kata und einer Tonfa Kata zu filmen. Auch Sensei Gordy demonstrierte noch eine Nunchaku Kata. Dann nahm ich Abschied von allen. Ich erhielt nochmals Einladungen von vielen, Sie jederzeit in den Staaten zu besuchen. South Carolina von Ben, North Carolina von Scott und Alaska von Ralph. Gordy überhäufte mich mit Geschenken. Einem großen Karate Buch über Shohei Ryu, einem Photoalbum, welches er extra für mich zusammengestellt hatte und einer Kassette mit dem Okinawa Karate Song, den ein Shihan in Gedichtform geschrieben hat, und ein anderer hat dann ein Lied daraus gemacht. Es handelt von Frieden und, dass Karate Frieden bringt und keine Gewalt.

Ben fuhr mich zurück. Nachdem ich das ganze Dojo gereinigt hatte duschte ich und packte meine Sachen. Gordy würde mich morgen um 8.00 Uhr abholen. Um 1.00 Uhr ging ich zu Bett.

23.10.1996

7.00 Uhr aufstehen! Ich hatte ja noch ein paar Kleinigkeiten zu packen und wollte noch frühstücken. Gordy holte mich pünktlich um 8.00 Uhr ab. Ich übergab ihm die Geschenke für ihn und Takamiyagi Sensei und zeigte ihm auch das Bild, welches ich als Dankeschön im Dojo aufgehängt habe. Ein handgemaltes Bild welches einen Karateka vor dem Fujiyama, bei untergehender Sonne in Kankudai kamae zeigt. Außerdem überreichte ich „Karate Do - Mein Weg“ von Gichin Funakoshi in der englischen Ausgabe und einen Reiseführer Deutschland in englisch. Gordy bedankte sich aufrichtig und sagte er sei froh mich als Schüler kennengelernt zu haben. Er wünschte ich könne sein Schüler hier bleiben. Dann fuhren wir los.

Unterwegs unterhielten wir uns über die Art zu leben, hier auf Okinawa und verglichen es mit den Staaten und Europa.

Hier sind die Leute gelassener, keine Hektik oder Stress. Man isst wenn man Hunger hat, und nicht nach der Uhr. Die meisten Familien leben mit 3 oder sogar 4 Generationen in einem Haus. Die Leute hier haben ihre Freiheit und tragen den Frieden in ihren Herzen. Auch der bei uns und in den Staaten allzu mächtig gewordene Ich-Charakter ist hier nicht vorhanden. Ich glaube, dies alles sind die Gründe für diese offene, unkomplizierte Art, mit der diese Menschen miteinander umgehen. Aber auf der Hauptinsel oder gar in Tokyo selbst sieht das schon wieder ganz anders aus, erzählt Gordy.

Wir unterhalten uns auch über Karate und die Veränderung der Stile in Amerika und Europa, sowie den kommerziellen Gebrauch. Gordy verurteilt das nicht. Er sagte, jeder so wie er es braucht, doch es ist schade für viele Schüler die in den Staaten den wahren Weg suchen und ihn nur sehr selten finden werden.

Am Flughafen angekommen begleitete mich Gordy noch bis zum Check in und schaute mit mir nach dem richtigen Gate. Dann nahmen wir Abschied. Er fällt nicht so schwer aus wie ich zunächst dachte, aber dass lag wohl daran, dass wir beide sicher sind, uns wiederzusehen.

Dann setzte ich mich in ein Flughafenrestaurant und aß eine Kleinigkeit, lehnte mich zurück und ließ die Woche Revue passieren. Es war einfach unglaublich, was ich alles gesehen und gelernt hatte. Ich fühlte mich unheimlich gut und war glücklich.

Ich hatte noch genug Zeit bis zum Boarding und konnte noch ein paar Bilder einfangen.

Der Flieger startete mit 10 Minuten Verspätung. Es war bemerkenswert wie sauber hier alles war. Die Japaner sind äußerst saubere und ordentliche Menschen.

Gegen Ende des Fluges wurden die Stewardessen auf mich aufmerksam. Plötzlich waren die beiden nur noch bei mir und wollten wissen, woher ich komme und was ich in Okinawa gemacht hätte. Wir machten Fotos und sie schenkten mir noch eine Postkarte mit dem Flugzeug darauf. Sie waren richtig entzückt, jemanden aus Deutschland kennenzulernen und bemühten sich, mir den Flug so bequem wie möglich zu gestalten. Nach der Landung in Tokyo um 14.35 Uhr arrangierte es die eine, daß ich zum Kapitän ins Cockpit durfte. Der Kapitän sprach sogar deutsch, da er einen deutschen Freund hat, der in Japan unterrichtet.

Und wieder diese nette und unkomplizierte Art dieser Menschen.

Der Transfer vom Flughafen Hanoda zum Flghf. Narita und von dort zum Narita Hotel klappte reibungslos. Auch hier wieder diese Freundlichkeit. Einen Polizisten, den ich nach dem Weg zum Busstop fragte erklärte ihn mir nicht nur, nein er brachte mich sogar dorthin.

Im Hotel hatte ich ruckzuck mein Zimmer. Schön, mit Bad, Fernseher und Radio. Nachdem ich alles verstaut hatte machte ich einen kleinen Rundgang im Hotel um dann mit dem Bus nach Narita City zu fahren. Der Bus fährt direkt vor dem Hotel ab. Also, die Japaner sind wirklich sehr gut durchorganisiert. So hatte ich von 18.30 Uhr bis 22.00 Uhr Zeit mir Narita City anzusehen. Es ist dunkel, also konnte ich nicht allzu viel fotografieren, zumindest nichts in der Ferne.

Im Bus hörte ich plötzlich vertraute Artikulationen. Tatsächlich 3 Reihen vor mir auf der rechten Seite saßen drei junge Frauen und zwei Männer, die sich in Deutsch unterhielten. Ganz unbekümmert und froh, Deutschsprachige hier zu treffen, stand ich auf und ging zu ihnen hin, um hallo zu sagen und zu fragen, wo sie denn herkommen.

Man würdigte mich kaum eines Blickes und äußerte nur „ wir sind aus Österreich“, danach drehte man sich sofort wieder um und ließ mich stehen. Ich war entsetzt, ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. Ein so abweisendes Verhalten war ich einfach nicht gewohnt nach der Woche auf Okinawa. Sind alle Europäer so?!?! Ich setzte mich wieder hin und schämte mich fast für diesen Verhalten der Fünf. Mein Gott, ich hoffe wirklich, dass wir nicht alle so sind.

Die Innenstadt von Narita ist sehr schön. Ich lief durch eine Geschäftsstraße und schaute mir die alten oder aber im alten Stil gebauten Häuser an. In einige Geschäfte ging ich hinein und sah mich ein wenig um. Auf dem Rückweg kehrte ich noch mal in ein Restaurant ein, um ein letztes Mal für lange Zeit echten Sushi zu essen.

Nur aus Spaß probierte ich, bevor ich in den Bus zurück stieg, noch einen Cheeseburger in Mc Donalds in Narita Japan. Also eins muss man den Jungs lassen, da kann man Tausende von Kilometern entfernt sein, aber die Dinger schmecken genauso wie zu Hause.

Ich nahm den früheren Bus um 20 Minuten vor neun und war wenig später wieder im Hotel. In meinem Zimmer angekommen, duschte ich noch und ging dann in die Hotelbar.

In der Bar bestellte ich mir einen jap. Cocktail. Dann lernte ich einen Deutschen kennen. Er ist Geschäftsreisender. Seine Firma baut und handelt mit Beton. Wir unterhielten uns über seinen Job und meine Zeit hier in Okinawa, sowie über unsere Familien. Die Zeit verging und wir tranken doch ein paar Bier mehr. Dann war es 24.00 Uhr und wir waren die letzten Gäste in der Bar. Da diese auch um Mitternacht schließt, verabschiedeten wir uns. Er flog am nächsten Morgen nach Schanghai weiter und ich zurück nach Deutschland. Dann ging ich zu Bett.

24.10.1996

Um 7.00 Uhr stand ich auf. Nach einer langen heißen Dusche und einer gründlichen Rasur, genehmigte ich mir ein ausgiebiges Frühstück in 3 Gängen.

1. amerikanisch ( Eier, Speck, Würstchen und Kaffee)

2. japanisch ( roher und gebratener Fisch und jap. Gemüse)

3. südländisch (Früchte (Melone, Kirschen, Trauben ), Joghurt und Saft)

Nachdem ich noch einen kleinen Spaziergang gemacht hatte fuhr ich mit dem Bus zum Flughafen. Wie bereits gesagt, fährt der Bus direkt vom Hotel aus ab.

Wie auch vorher klappte das Einchecken und auch alles andere am Flughafen vorzüglich. Nachdem ich mein Gepäck losgeworden war, hatte ich Zeit mich ein wenig umzusehen. Alles ist äußerst sauber und ordentlich. Die Arbeitsabläufe sind perfekt organisiert und es gibt mehr als ausreichend Personal für alle anfallenden Arbeiten. Es ist kein Wunder, dass in Japan Vollbeschäftigung herrscht, hier wird nicht an Personal gespart.

Im Flugzeug saß in der Reihe neben mir eine junge Japanerin mit ihrem Kind (Shogo, 7 Monate alt). Während des Fluges spielte ich des Öfteren mit dem Kind und unterhielt mich mit der Mutter. Auch half ich ihr bei div. Kleinigkeiten, da sie in ihrem Bewegungsspielraum sehr begrenzt war, sie hielt das Kind fast die ganze Zeit auf ihrem Arm. Sie war mit dem Kind zu Besuch bei Ihren Eltern und flog nun zu ihrem Mann nach Deutschland zurück.

Mit 40 Minuten Verspätung kamen wir in Frankfurt an. Da der europäische Luftraum so überfüllt war, mussten wir ein paar Warteschleifen ziehen.

Am Flughafen holte mich meine Frau ab und wir fuhren ab nach Hause zu den Kindern. Es gab viel zu erzählen und Geschenke zu verteilen. Ich war glücklich und froh gesund und munter wieder zu Hause zu sein.

Mein Kopf ist voll von Neuem und mein Bauch schwillt voll Energie und Emotionen von dieser unbeschreiblich schönen Reise mit all ihren physischen und psychischen Höhepunkten.

Heute kann ich sagen, dass mir der Aufenthalt in Japan ein großes Stück Erkenntnis gebracht hat und mich auf meinem Do entscheidend vorwärtsbrachte. Viele Dinge die ich mitgebracht habe, prägen heute mein Training und auch meinen weiteren Do.

Oss

Andreas Sartorius im April 1997

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